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Doppelboden: Brandschutz für Technikräume & Co.

Beim Düsseldorfer Flughafenbrand 1996 kamen 17 Menschen ums Leben, die Brandschutzvorschriften in Deutschland werden seither deutlich strenger ausgelegt. 2015 starben 343 Menschen in Folge von Bränden, seither stagniert die Zahl. Trotz dieser, vergleichsweise geringen, Opferzahlen hat die Sicherheit von Gebäudenutzern im Brandfall oberste Priorität, vor allem da Bauwerke immer größer und ihre Nutzung zunehmend komplexer werden. Intelligente Gebäudekonzepte können die Entstehung von Bränden verhindern beziehungsweise das Schadensausmaß minimieren sowie eine gute Zugänglichkeit für Einsatzkräfte und sichere Flugwege gewährleisten.

Gerade Rechenzentren bergen vielfältige Brandrisiken, dem Brandschutzkonzept in Serverräumen kommt daher besondere Bedeutung zu. Doppelböden, in deren Hohlräumen Kabel und Versorgungsleitungen versteckt werden können, sind eine wichtige Maßnahme zur Reduktion des Brandrisikos.

Ein Doppelboden für den Brandschutz: Grundlegende Informationen

Im Prinzip ist ein Doppelboden ein zweiter Boden über dem eigentlichen Boden. Durch seine modularen Elemente bleiben beim Doppelboden, im Gegensatz zum Hohlboden, sämtliche Raumstellen unterhalb des Doppelbodens einfach zugänglich. Im Regelfall bestehen die Doppelbodenplatten aus Holz, Zementfasern, Anhydrit, faserverstärkten Gipsplatten sowie Stahl oder Aluminium. Diese Platten ruhen auf Stützen aus Aluminium oder Stahl, wodurch ein Hohlraum entsteht, in den sämtliche Installationen integriert werden können. Speziell in Reinräumen sorgen unzählige kleine Löcher dafür, die Abluft aus dem Raum zu befördern, der gesamte Hohlraum bildet faktisch einen Luftkanal.

In Elektroräumen und Bereichen mit einer hohen Anforderung an Querstabilität und Lastaufnahme werden zusätzlich Stahl-C-Profile in der einen und Passstücke in der anderen Richtung als sogenannte Schwerlaststützen verschraubt. In Rechenzentren und Serverräumen können Doppelböden mit speziellen wassergekühlten Klimaplatten auch zur Klimatisierung genutzt werden. Aufgrund ihrer besonderen Konstruktion eigen sich Doppelböden ideal für EDV-Räume und Schaltzentralen, Werk- und Industrieräume, Büro- und Konstruktionsbereiche sowie Schulungs- und Forschungsräume. Ein Doppelboden bietet zahlreiche Vorteile:

  • EDV-, Haus- und Kommunikationstechnik können einfach im Boden verlegt werden.
  • Der direkte Zugriff auf die Hohlräume erlaubt eine bequeme Wartung von Gebäudetechnik und Datenleitungen.
  • Auch bei der Aufstellung von Schaltschränken können aufgrund der abnehmbaren Platten Nachinstallationen einfach erfolgen.
  • Hohe Flexibilität und geringer Aufwand bei der Anpassung an veränderte Anforderungen.
  • Durch spezielle Verstärkerprofile kann die Lastaufnahme zusätzlich erhöht werden.
  • Brandschutz durch Anhydrit, ein nicht brennbares Calciumsulfat.
  • Doppelböden bieten auch einen erstklassigen Schallschutz.
  • Bodenplatten mit Löchern sorgen für einen steten Luftaustausch.
  • Heiz- und Kühlsysteme in den Hohlräumen regulieren das Raumklima, Heizkörper entfallen.
  • Flexible, höhenverstellbare Stützsysteme können Unebenheiten im Unterboden ausgleichen.

Anforderungen im Detail

In Deutschland sind in Sachen Brandschutz, geregelt nach DIN 4102, nachstehende Schutzziele definiert:

  • Vorbeugung gegen die Entstehung von Feuer und Rauch
  • Verhinderung der Ausbreitung von Feuer und Rauch
  • Gewährleistung von Rettungs- und Löscharbeiten

Wesentlich in Sachen Brandschutz sind die Baustoffklasse, welche die Brennbarkeit des Baustoffes sowie die mögliche Feuerausbreitung am Baustoff beurteilt, und die Feuerwiderstandsklasse, die den Widerstand eines Bauteiles gegen den Durchgang von Brandgasen, Feuer und Hitze in einem bestimmten Zeitraum beurteilt. Doppelböden müssen aus Ständern und darauf ruhenden Bodenplatten gefertigt werden und bestimmten Grundanforderungen an den Brandschutz genügen. Bei den konkreten Anforderungen erfolgt eine Unterscheidung zwischen lichten Raumhöhen bis 20 Zentimeter und über 20 Zentimeter.

schutz vor feuer im haus
Eakrin Rasadonyindee/shutterstock.com

Doppelboden: Brandschutz für lichte Raumhöhen bis 20 Zentimeter

Bei lichten Raumhöhen bis 20 Zentimeter müssen die Doppelboden Ständer aus nicht brennbaren Baustoffen gefertigt werden. Um einen ausreichenden Brandschutz zu gewährleisten, dürfen außerdem keine Öffnungen vorhanden sein bzw. müssen sämtliche notwendige Öffnungen für Durchführungen mit einem eigenen Brandmelder oder Brandwarnsystem versehen sein. Revisions- und Nachbelegungsöffnungen sind zulässig, wenn sie mit dichtschließenden Verschlüssen aus nicht brennbaren Baustoffen ausgestattet sind.

Grundsätzlich verbieten Brandschutzverordnungen nicht, Doppelböden auch zur Raumlüftung zu nutzen, obwohl das eine zusätzliche Gefahrenquelle darstellt. In diesem Fall muss allerdings je 70 Quadratmeter Bodenfläche mindestens ein Rauchmelder installiert sein, der ausschließlich in den Hohlräumen angebracht werden darf. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Lüftungsanlage im Brandfall sofort abgeschaltet wird. In folgenden Fällen dürfen Doppelböden jedoch nicht zur Lüftung verwendet werden:

  • bei Treppenräumen
  • bei Räumen zwischen Treppenräumen
  • bei Wegen und Fluren, die ins Freie führen

Raumhöhen über 20 Zentimeter

In diesem Fall sind die Anforderungen an den Doppelboden Brandschutz deutlich umfassender.

  • Die Bodenplatten müssen von unten feuerhemmend sein, um die Beanspruchung im Brandfall zu reduzieren.
  • Das Tragwerk muss eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten besitzen, um zu verhindern, dass Einsatzkräfte durch den Boden abstürzen.
  • Außerhalb von Treppenräumen und allgemein zugänglichen Fluren sind bei lichten Raumhöhen bis zu 40 Zentimetern Bodenplatten zulässig, die vom Hohlraum aus gesehen schwer entflammbar (Klasse B1) sind. Die Ständer müssen aus nicht brennbaren Baustoffen mit einer Schmelztemperatur über 700°C gefertigt sein.
  • Im Doppelboden verlegte Leitungen sind nur dann zulässig, wenn sichergestellt ist, dass weder Rauch noch Feuer von dort aus übertragen werden können. Ansonsten müssen zusätzlich entsprechende Brandschutzvorkehrungen wie beispielsweise eine Kombination mit Kabelschotts oder Rohrabschottungen getroffen werden.
  • Wände dürfen von Doppelböden aus hochgeführt werden, sofern die vorgeschriebene Feuerwiderstandsdauer gegeben ist und sie sowie die jeweilige Tragkonstruktionen auf die Feuerwiderstandsklasse geprüft wurden. Brandwände, Wände von notwendigen Treppenräumen sowie Wände der Ausgänge und Flure ins Freie dürfen nicht von Doppelböden aus hochgeführt werden, damit der entsprechende Brandschutz gewährleistet ist.
  • Doppelböden in Rettungswegen mit einem Hohlraum über 20 Zentimeter bzw. in anderen Räumen über 50 Zentimeter müssen, neben der Baustoffklasse A1 „Nicht brennbar“, außerdem eine Feuerwiderstandsdauer nach DIN 4102-2 nachweisen und Temperaturen von bis zu 850 °C mindestens für 30 Minuten standhalten. Damit wird im Ernstfall die Fluchtmöglichkeit aus dem Gebäude sichergestellt.

Die Prüfung der Brandschutzeigenschaften von Doppelböden erfolgt gemäß einschlägiger Normen und Richtlinien bei zugelassenen Instituten. Für die Sicherheitszertifizierung werden vom Bundesverband Systemböden für Erst- und Fremdprüfungen unabhängige Sachverständige oder anerkannte Prüfinstitute beauftragt. Die Erteilung sowie der Entzug von Sicherheitszertifikaten erfolgt durch den Zertifizierungsrat des Bundesverband Systemböden e.V.

Weitere wichtige Sicherheitsfaktoren von Doppelböden im Bereich des Brandschutzes

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Sicherheit von Doppelböden ist deren Tragfähigkeit, der erforderliche Nachweis erfolgt im Prüflabor. Für ein Doppelbodenelement ist ein Sicherheitswert von 2 erforderlich, was bedeutet, dass die Sicherheitspunktlast der zweifachen Nennpunktlast entspricht. In Sachen Korrosionsschutz müssen sämtliche korrosionsgefährdete Materialen an Doppelbodenplatten einen entsprechenden Korrosionsschutz aufweisen, um die sicherheitsrelevanten Bauteileigenschaften dauerhaft zu gewährleisten. Dafür muss die Güte des Korrosionsschutzes einer galvanischen Zinkdichte von 8 µm mit beliebiger Chromatierung entsprechen.

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