Grundelemente der formalen Gestaltung: Architektur-Trends
Die moderne Architektur bedient sich verschiedener Elemente zur Gestaltung von Gebäuden und orientiert sich dabei vor allem an deren späterer Nutzung und den ökonomischen Ansprüchen des Bauherren. Zu den Grundelementen der formalen Gestaltung gehören die Form, das Material, die Farbe, das Licht und die Komposition der einzelnen Elemente. Schließlich ergibt sich erst aus der Wechselwirkung unterschiedlicher Grundelemente ein architektonisches Gesamtwerk. Dieses Gesamtwerk kann vorwiegend funktional, ökologisch, ökonomisch oder repräsentativ sein.
Grundelemente der formalen Gestaltung in der Architektur
Einen besonders großen Einfluss auf die spätere Wirkung eines Gebäudes auf seinen Betrachter und deren Bewohner oder Nutzer hat die grundlegende Formwahl. Sie wird von vielen verschiedenen Faktoren wie den baulichen Gegebenheiten, den angrenzenden Gebäuden, dem Nutzungszweck und dem Budget des Bauprojekts bestimmt. Unter dem Gestaltungselement Form versteht man einerseits die Struktur eines Gebäudes und andererseits das Zusammenspiel einzelner Formfaktoren. Ebenso fließt der Grundriss in die Formgebung als Gestaltungsmittel mit ein. Daraus lässt sich auch ableiten wie viele einzelne Faktoren von Architekten bei der Planung berücksichtigt werden müssen.
Die Form der zu bebauenden Fläche, der Untergrund, eine mögliche Hanglage, die gewünschte Größe der entstehenden Nutzfläche und vieles mehr bilden den Rahmen der Formwahl. Architekten genießen bei der Formwahl die größte Freiheit, wenn sakrale Bauwerke oder Sonderbauten zu Repräsentationszwecken entworfen werden sollen. Hierzu gehört beispielsweise die begehbare Kuppel im Berliner Reichstag mit hoher Symbolkraft. Da sich der begehbare Teil der Kuppel über dem eigentlichen Sitzungsbereich des Bundestags befindet, wird das Volk symbolisch über die von ihnen gewählten Politiker erhoben.
Auch Firmenzentralen, öffentliche Gebäude der Verwaltung oder Kultur und privat genutzte Anwesen haben manchmal in erster Linie einen repräsentativen Charakter und müssen sich nur wenigen Einflussfaktoren beugen. Aus dieser Freiheit der Architekten entstehen häufig die größten architektonischen Kunstwerke. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Neue Nationalgalerie in Berlin, das Pompidou-Center in Paris, der CCTV Turm in Peking und die Technische Universität von Hong Kong.
Das Grundelement Material
Ein weiteres Grundelement der formalen Gestaltungsmöglichkeiten in der Architektur ist das gewählte Material. Materialien unterscheiden sich nicht nur in ihrer Funktionalität und Verwendbarkeit, sie haben immer auch einen hohen Symbolcharakter. Dicke Betonwände beispielsweise verkörpern Sicherheit und Schutz, während dünne Gitterelemente und Glasfronten für Transparenz stehen. Marmor als Element der Außenfassade steht für Hochwertigkeit, während Stahlelemente Unverformbarkeit verkörpern und Holz Anpassungsfähigkeit symbolisiert. In der Architektur kommt es fast immer zu einem Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien, die sich in ihrer Symbolkraft gegenseitig beeinflussen.
Auch scheinbar entgegengesetzte Symbole können hierbei miteinander kombiniert werden. Daraus ergeben sich schier endlose gestalterische Möglichkeiten.
Wie auch schon die Form, hängt die Materialwahl stark von den Anforderungen ab, die Bauherren an ein Gebäude haben. Neben den individuellen ästhetischen Vorstellungen spielen ökonomische und zunehmend auch ökologische Faktoren eine Rolle. Sollen Gebäude in der späteren Nutzung beispielsweise möglichst wenig Energie benötigen, müssen die Materialien besonders isolierend sein. Wird hingegen mit einem knappen Budget geplant, kommen hochwertige Baumaterialien wie Marmor nicht in Frage. Zudem schränkt der Anspruch von Langlebigkeit eines Gebäudes die Auswahl geeigneter Materialien stark ein.
Farbe als formales Gestaltungsmittel
Die Verwendung von Farben zeigt sich sowohl bei der Fassade als auch im Innenbereich eines Gebäudes und wirkt sich stark auf den Betrachter und seine Wahrnehmung aus. Hier besteht eine signifikante Ähnlichkeit zwischen der Architektur und der Malerei. Letztere nutzt als gestalterisches Grundelement den gezielten Einsatz von Farben. In der Architektur bringen einige Baustoffe bereits eine natürliche Farbe mit und können in dieser naturbelassenen Form verarbeitet werden. Dazu gehören vor allem die unterschiedlichen Holzarten in diversen Brauntönen. Ähnlich verhält es sich mit Holz und einigen Metallen. Allerdings muss das Baumaterial nicht in seinem natürlichen Erscheinungsbild verwendet werden.
Vielmehr lässt es sich durch einen Anstrich, eine Legierung und andere Verfahren beliebig gestalten. Das gilt auch für Fassaden, die verputzt und anschließend farbig gestrichen werden. Hier sind den Ideen des Architekten kaum Grenzen gesetzt. Im Bereich der Innenraumgestaltung ist Farbe meistens das dominante Gestaltungselement. Diese Tatsache nutzen nicht nur Privatpersonen in ihren Wohnräumen. Im geschäftlichen und öffentlichen Bereich werden Farben gezielt nach ihrer Wirkung auf den Betrachter eingesetzt. So gilt beispielsweise die Farbe Blau als beruhigend und kühl. Geld strahlt Frische, Offenheit und Licht aus.
Rot verkörpert Wärme und Tatendrang, während die Farbe Grün Harmonie und Wachstum symbolisiert. Künstlerisch interessant sind grelle Neonfarben und satte Töne aus dem breiten Farbspektrum wie ein intensives Lila, leuchtendes Orange oder mystisches Schwarz. Eher unaufdringlich und dezent wirken Pastellfarben auf den Betrachter. Allerdings kann auch die gewählte Farbe nicht separat betrachtet werden. Sie geht eine Symbiose mit den sie umgebenden Farben und Oberflächenstrukturen ein und kommt erst dadurch zur Geltung. Harmonie wird erzeugt, wenn mehrere Farben aus dem gleichen Farbspektrum oder eine Farbe in mehreren Abstufungen verwendet wird.
Ein eher extravagantes Erscheinungsbild erzeugt man durch die Nutzung von Komplementärfarben.
Grundelement Textur
Die Textur von Baumaterialien scheint auf den ersten Blick vorgegeben zu sein. Holz beispielsweise weist durch das Sägen eine leicht unebene Oberfläche und eine natürliche Maserung auf. Diese natürliche Textur muss jedoch nicht übernommen werden. Durch einen Schliff oder das Polieren sind Oberflächenstrukturen veränderbar und können gezielt als formgebendes Gestaltungselement in der Architektur verwendet werden. Gerne kommen hierbei auch gegensätzliche Oberflächenstrukturen zusammen. So geben beispielsweise erst die präzise gearbeiteten Fugen der Ziegelmauer ihre harmonische Struktur. Dieses Prinzip wurde auch beim historischen Fachwerkbau bereits viele Jahrhunderte lang verwendet und zeigt sich ebenfalls in der klassischen römischen Architektur.
Grundelemente der formalen Gestaltung durch Komposition
Zum Schluss dient auch die Komposition als Grundelement in der formalen Gestaltung der Architektur. Mit Komposition ist in diesem Fall das Ordnungsprinzip gemeint. Es lässt sich durch die Auswahl verschiedener Elemente, deren Anordnung und Abstimmung aufeinander beeinflussen. Ein wichtiges Kompositionsprinzip ist die Symmetrie, welche in der modernen Architektur bei funktionalen Gebäuden häufig zum Einsatz klommt. Symmetrie lässt sich auf unterschiedlichen Ebenen wie der Fassadengestaltung, dem Grundriss und Anbringung unterschiedlicher Materialien erzeugen. Hierbei unterscheidet man verschiedene Formen der Symmetrie.
In der Architektur finden vor allem die Spiegelsymmetrie, Punktsymmetrie und Rotationssymmetrie Verwendung. Sie können separat umgesetzt oder miteinander kombiniert werden. Repräsentative Gebäude hingegen nutzen immer häufiger auch das Stilelement der Asymmetrie, welche einen besonders starken Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Hierbei wird mit der Harmonie der Symmetrie bewusst gebrochen und durch eine asymmetrische Anordnung von Elementen ein vermeintliches Ungleichgewicht als markantes Gestaltungsmerkmal genutzt. Genau dieses Ungleichgewicht weckt die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Allerdings ist Asymmetrie als Gestaltungsmittel nicht mit dem vollständigen Verzicht auf Komposition zu verwechseln.
Werden Kompositionselemente komplett vermieden, entsteht ein Wirkungsbild der Willkür und Unordnung, was in der modernen Architektur vermieden wird. Zu den weiteren Kompositionsprinzipien in der Architektur zählen die Reihung, der Rhythmus, die Stufung, die Gliederung und die Verwendung von Kontrasten. Das Prinzip der Gliederung lässt sich waagerecht durch Gesimse, Friese oder Fensterreihen umsetzen. Senkrecht hingegen kann eine Gliederung durch Vorsprünge der Fassade erfolgen.
Die große Herausforderung der Architektur besteht folglich in der künstlerischen Ausgestaltung von Extravaganz und Erzeugung einer ausreichenden Balance unter Berücksichtigung der hohen Symbolkraft einzelner Gestaltungselemente, der ökonomischen Gegebenheiten und der vom Verwendungszweck bedingten Notwendigkeiten.